Suizidpräventionskampagneder Trauer Taskforce

Jeden Tag nehmen sich Menschen das Leben. Wir wissen, wie schwer es sein kann, die passenden Worte zu finden, um über Suizid zu sprechen.

In schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig, dass Menschen die Unterstützung und das Verständnis anderer erfahren. Das Wort „Selbstmord“ kann für viele sowohl Betroffene als auch Hinterbliebene eine erhebliche Belastung darstellen. Es kann dazu führen, dass Menschen aus Angst vor Stigmatisierung oder Scham keine Hilfe suchen.

Unser Ziel ist es, das Thema Suizid offen anzusprechen. Der erste Schritt besteht darin, das Wort „Selbstmord“ als problematisch, stigmatisierend und belastend zu identifizieren und aus unserem Sprachgebrauch zu entfernen, um einen respektvollen Dialog mit denjenigen führen zu können, die Hilfe benötigen. 

Wir benötigen zahlreiche Wortwechsel und neue Dialoge, um bestehende Missstände zu benennen, ihnen entgegenzuwirken und Lösungen sowie individuelle Unterstützung zu finden. Wir lassen niemanden außen vor, insbesondere nicht die Hinterbliebenen und davon Betroffenen, und setzen uns dafür ein, dass ihre Stimmen gehört werden und sie die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.

Das Thema Suizid, einschließlich der Ursachen und Folgen, sollte das Letzte sein, worüber man nicht spricht!

Prävention beginnt nicht erst in Krisen, sondern schon weit früher. Es ist großartig, dass du uns bei dieser wichtigen Arbeit unterstützen möchtest. Gemeinsam können wir einen Unterschied machen.

Erfahre mehr und werde Teil unserer Bewegung für respektvolle und wirksame Suizidprävention.

 

mehr Aufklärung

mehr Bewusstsein

neue Dialogen

Abbau von Stigma

mehr Empathie

erreichbare Hilfe 

Skip endlichSelbstmord

tell me the facts
Fakten die Zählen

Jeder Suizid ist ein schrecklicher Verlust für Familie und Freunde. Gleichzeitig stellt er ein tragisches Ereignis für alle Beteiligten dar, einschließlich Rettungskräften, Polizei, Personal im öffentlichen Nah- und Fernverkehr, und letztlich auch für die Allgemeinheit.

Werther Effekt

Der Werther-Effekt beschreibt den Anstieg von Suiziden nach Berichterstattung z.B. über einen prominenten Suizidfall oder die Darstellung von Suizid in Medien, insbesondere wenn der Suizid detailliert oder romantisierend dargestellt wird. Der Begriff stammt von Johann Wolfgang von Goethes Roman *Die Leiden des jungen Werthers* (1774), der Berichten zufolge zu einer Welle von Nachahmungssuiziden führte.

Psychologische Mechanismen

Der Werther-Effekt basiert auf dem Phänomen des Nachahmungsverhaltens, auch bekannt als „Copycat-Suizid“. Menschen, die suizidgefährdet sind, könnten durch Berichte über den Suizid anderer Menschen dazu angeregt werden, ähnliche Handlungen zu begehen.

Papgeno Effekt

Der Papageno-Effekt bezieht sich auf den potenziell suizidpräventiven Einfluss von Medienberichterstattung, wenn alternative Bewältigungsstrategien und positive Auswege aus Krisen dargestellt werden. Der Begriff leitet sich von der Figur Papageno aus Mozarts Oper *Die Zauberflöte* ab, der in einer lebensbedrohlichen Krise durch das Eingreifen anderer Figuren vom Suizid abgehalten wird.

Psychologische Mechanismen

Der Papageno-Effekt basiert auf der Ermutigung und dem Vorzeigen von Hoffnung. Menschen, die in Krisen stecken, sehen Beispiele von Personen, die es geschafft haben, ihre Probleme zu bewältigen, und werden dazu inspiriert, ebenfalls nach Lösungen zu suchen.

Die Macht der Worte

Selbstmord, Freitod oder Suizid – welches Wort in der medialen Berichterstattung über Suizid verwendet wird, hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie Suizid von Leserinnen und Lesern wahrgenommen, bewertet und in weiterer Folge verwendet wird.

Das bestätigt erstmals eine empirische Studie, die Benedikt Till und Thomas Niederkrotenthaler der MedUni Wien gemeinsam mit Kollegen der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie der Leuven School for Mass Communication Research in Belgien herausgefunden haben. 

Die vermittelte Deutung und Bewertung sowie die weitere Verwendung der Begriffe, wirkt sich letzten Endes auf Menschen in Krisen und Suizidbetroffenen aus. 

Was denkst du darüber? Welches Problem hältst du aus deiner Sicht für besonders dringend?

Bitte bestätigen

WirSkippenSelbstmord

Sprache beeinflusst unsere Wahrnehmung, unser Denken, unsere Bewertungen und unsere Gefühle.

Sicherstellen, dass wichtige Gruppen der Betroffenen nicht übersehen oder vergessen werden.

Bewusstsein für bestehende Missstände in der Versorgung schärfen und benennen 

Das Wort „Selbstmord“ stigmatisiert und kriminalisiert; es kann Menschen beschämen und verurteilen.

Neutrale alternative Begriffe fördern Verständnis und Mitgefühl und tragen so zur Entstigmatisierung von psychischen Belastungen und Erkrankungen bei.

Repektvolle Kommunikation baut Barrieren ab und schafft Brücken zu bestehenden und neuen Hilfs- und Unterstützungsangeboten in der Suizidprävention

wir sindviele Suizidbetroffene

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So kannst du mitmachen

Werde wortwechsel-Botschafter und hilf uns, die Sprache rund um Suizid zu verändern und eine gute Suizidprävention zu fördern, die Menschen erreicht. Dein Engagement kann einen großen Unterschied machen.

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Sprich darüber

Entstigmatisierung beginnt im Alltag. Verwende den Begriff „Suizid“ respektvoll und ermutige andere, offen über ihre Erfahrungen und Gefühle zu sprechen. Dein offenes Ohr und deine Unterstützung können entscheidend sein und jemandem helfen, die Hilfe zu finden, die er oder sie benötigt. Das kannst du aktiv tun, indem du Gespräche führst und eine Kultur des Verständnisses förderst.

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Gemeinsam schaffen wir eine unterstützende und verständnisvolle Umgebung, die Leben verändern kann. Sei Teil dieser wichtigen Bewegung und unterstütze uns auf diesem Weg!

Du als Einzelperson

Verwende alternative Begriffe wie „Suizid“ oder „Selbsttötung“ in Gesprächen und sozialen Medien. Deine Stimme zählt – teile deine Erfahrungen und hilf anderen, offener über psychische Erkrankungen und Krisen zu sprechen.

Wenn du unsicher bist, melde dich gerne bei uns – wir unterstützen dich dabei!

Du als Medienschaffende*r

Als Medienschaffender hast du großen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung. Beachte diese Tipps:

  • Wechselworte nutzen: Verwende Begriffe wie „Suizid“ oder „Selbsttötung“ statt „Selbstmord“.
  • Sorgfältige Berichterstattung: Vermeide Sensationalismus und informiere stattdessen sachlich über Hilfsangebote und präventive Maßnahmen.
  • Hilfsangebote sichtbar machen: Füge in jedem Artikel Hinweise auf Notfallkontakte und Hilfsorganisationen für Betroffene und Suizidhinterbliebene hinzu.

Wenn du unsicher bist, melde dich gerne bei uns – wir unterstützen dich dabei!

Siehe auch unsere 

weiterführenden Informationen

Du als Teil einer Institution oder Organisation

Ersetze „Selbstmord“ durch „Suizid“ oder ähnliche Begriffe in deinen Schulungen, Workshops und Angeboten sowie in deiner Kommunikation und auf Social Media. Gemeinsam können wir das Stigma abbauen und den Betroffenen die Hilfe bieten, die sie verdienen. Wenn du unsicher bist, melde dich gerne bei uns – wir unterstützen dich dabei!

Skipmit unsSelbstmord

Warum ist Selbstmord negativ belegtEin Blick in die Geschichte

Die Deutung und Bewertung von Suizid war auch in der Geschichte nie einfach. Historisch wurde Suizid häufig als moralisches Verbrechen betrachtet. Diese verurteilende Haltung spiegelt sich bis heute mit dem Begriff „Selbstmord“ wider. 

Gegensätzliche Denkschulen

Schon in der Antike gab es gegensätzliche Denkschulen, die entweder den Suizid als Ausdruck der menschlichen Freiheit befürworteten oder als Verstoß gegen göttliche oder andere Gesetze verurteilten.

6. bis 4. Jh. v. Chr.

Pythagoras und seine Schüler sahen im Suizid eine Auflehnung gegen die Götter und wegen der stattfindenden Seelenwanderung nach dem Tod, eine Sinnlosigkeit.

3. Jh. v. Chr.

Hegesias betonte hingegen den Vorteil des Suizids angesichts des Elends der menschlichen Existenz - jedem solle das Recht zustehen, sich von der sinnlosen Existenz durch Suizid zu befreien. Die Lehre hatte zu viel Erfolg unter jungen Leuten, so dass man ihm Redeverbot erteilte.

Germanien

In den Wäldern Germaniens war Suizid ein "normales" und keiner Ächtung unterworfenes Phänomen.

Griechische Gesellschaft

In der antiken griechischen Gesellschaft wurde Suizid nicht unbedingt strafrechtlich verfolgt. Die Bewertung hing von der Philosophie und dem sozialen Status ab. Während in Athen Suizid nicht als Verbrechen betrachtet wurde, konnten die Hinterbliebenen dennoch soziale und rechtliche Konsequenzen erleben, insbesondere bei Erbenfragen.

Umstrittene Praxis

Auch in der römischen Kultur war Suizid eine umstrittene Praxis, die in der Regel nicht strafrechtlich verfolgt wurde. Allerdings wurden die Nachlassregelungen oft durch das römische Recht beeinflusst, das den Suizid möglicherweise indirekt durch die Regelungen zur Erbschaft und den Status von Vermögenswerten beeinflusste.

Selbstkontrolle vs. Schwäche

Während Stoiker wie Seneca Suizid als eine Form der Selbstkontrolle und als Mittel zur Vermeidung von unerträglichem Leid sahen, betrachteten andere Römische Denker und Juristen Suizid oft als Zeichen von Schwäche oder als unmoralisch.

ca. 4 v. Chr. – 65 n. Chr. Seneca

„Es ist nicht das Leben an sich, das wir lieben sollten, sondern ein Leben in Würde. Wenn wir es nicht in Würde führen können, sollten wir es ohne Bedauern aufgeben.“ 

121 – 180 n. Chr. Marcus Aurelius

„Es ist uns erlaubt, zu gehen, wenn der Rauch uns zu sehr erstickt. Es gibt keinen Grund, dem Leben zu widerstehen.“

stoische Haltung

Diese Zitate zeigen die stoische Haltung gegenüber Suizid, der als eine legitime Option angesehen wurde, wenn das Leben nicht mehr in Übereinstimmung mit der Tugend geführt werden konnte.

Mittelalterliches Europa

Im mittelalterlichen Europa wurde Suizid als schwere Sünde angesehen, was bedeutete, dass es auch juristische Konsequenzen hatte. In vielen christlichen Gesellschaften wurden Menschen, die Suizid begangen hatten, nicht nur religiös, sondern auch rechtlich bestraft. Ihre Leichname wurden oft außerhalb des geweihten Bodens beerdigt, und ihr Vermögen konnte konfisziert werden.

Akt gegen Gott

Suizid wurde als ein Akt gegen den Willen Gottes betrachtet und oft mit dem Teufel in Verbindung gebracht, was zu gesellschaftlicher Ächtung und zusätzlichen rechtlichen Konsequenzen führte.

Das alte Testament

Im alten Testament gab es ehrenhafte – Märtyrer Suizide, wie von Samson, Saul, Abimelech, Simri und Ahitophel. Selbst das Neue Testament kannte keine prinzipielle Ablehnung des Suizids.

5. Jahrhundert

Zu Beginn des 5. Jh., begann mit Augustinus eine radikale Verdammung des Suizids. Er verurteilte den freiwilligen Tod gläubiger Christen als Mord und schwere Sünde.

Orleàns 533

Die 2. Synode von Orleáns im Jahre 533 verurteilte den Suizid als schlimmstes aller Verbrechen. 1248 beschloss die Synode von Nimes, Suizidenten das Recht auf ein Begräbnis in geweihter Erde vorzuenthalten. Es gab allerdings Ausnahmen: geistige Umnachtung, psychische Störungen, wenn der Verzweifelte Reue zeigen konnte.

Martin Luther

Luther sah im Suizid „das Werk des Teufels“ und verurteilte deshalb stets die Tat, aber nicht immer das Opfer (?).

Seelenwanderung

Fernöstliche Religionen tendierten dazu, Suizid als Dummheit anzusehen, da man der Seelenwanderung nicht entgehen kann.

Japan 12. Jahrhundert

In Japan gab es eine ritualisierte Art des männlichen Suizids, der als Seppuku bezeichnet wird. Dieser war etwa ab der Mitte des 12. Jahrhunderts in Japan innerhalb der Schicht der Samurai verbreitet und wurde 1868 offiziell verboten.

Der Islam

Obwohl Suizid im Koran nicht erwähnt wird, wird er im Hadith, der Überlieferung von Mohammeds Worten und Taten, erwähnt. Dementsprechend soll Mohammed gesagt haben: „Wer Selbstmord begeht, wird vom Feuer der Hölle gequält.“. Im Islam werden Verstorbene durch Suizid, wie alle anderen auf dem Friedhof beigesetzt.

Buddhismus

Der Suizid wird im traditionellen Buddhismus aus zwei Gründen abgelehnt: Einerseits ist er jedem starken Wunsch nach Erlösung entgegengesetzt. Zum zweiten ist es nur in einer der seltenen Inkarnationen als Mensch möglich, sich aus dem Rad der Wiedergeburt zu befreien. Daher erscheint der Suizid als Vergeudung dieser Gelegenheit. In modernen buddhistischen Gemeinschaften wird die Frage des Suizids inzwischen teilweise differenzierter betrachtet.

Hinduismus

Im Hinduismus wird Suizid im Allgemeinen abgelehnt. Es wird angenommen, dass er versucht, Karma zu verwerfen, anstatt es zu tragen, was zu einer Verschlechterung der Lage im nächsten Leben führt. Aber in unhaltbaren Situationen kann Suizid legitim oder sogar löblich sein, da es das geringere Übel ist. In diesem Kontext kann man die frühere Praxis der Sati, der Witwenverbrennung, in einigen hinduistischen Kasten erkennen.

Humanistische Denker

In der Renaissance begann sich die Sicht auf den Suizid zu verändern, insbesondere unter humanistischen Denkern, die den Wert des individuellen Lebens und der Autonomie betonten.

Michel de Montaigne (1533–1592)

„Diejenigen, die uns verbieten, den eigenen Tod zu wählen, lehren nur, wie man ein feiges Leben führt.“ 

Das Recht des Einzelnen

Montaigne argumentiert für das Recht des Einzelnen, sein Leben zu beenden, wenn es als unaushaltbar empfunden wird, und stellt damit die mittelalterliche Sichtweise in Frage.

17. und 18. Jahrhundert

Im 17. und 18. Jahrhundert begann eine allmähliche Veränderung in der Sichtweise auf Suizid, beeinflusst durch die Aufklärung. Philosophen wie David Hume begannen, Suizid unter einem rationaleren und humaneren Licht zu betrachten. Hume argumentierte, dass Suizid unter bestimmten Umständen rational und gerechtfertigt sein könnte, besonders wenn das Leben unerträglich wird.

16. und 17. Jahrhundert

Im 16. und 17. Jahrhundert wurden in England Gesetze erlassen, die den Suizid als strafbare Handlung einstuften. Das Statute of 1624 (1 Jac. I c. 13) erklärte Suizid als „Verbrechen gegen den König“ und führte dazu, dass die Leichen von Selbstmördern durch das Gericht bestraft wurden – sie wurden oft gehängt oder verbrannt, und ihre Vermögenswerte wurden eingezogen.

Ancien Régime in Frankreich

Auch im Ancien Régime in Frankreich galt Suizid als Verbrechen, und die Hinterbliebenen konnten bestraft werden.

Marie Jaguelin war ein junges Mädchen aus Château-Gontier, das sich 1718 im Alter von 16 Jahren das Leben nahm. Historische Aufzeichnungen belegen, dass sie schwanger war und aus Scham über ihre Situation Gift nahm. Nachdem sie zunächst ordentlich beerdigt wurde, stellte sich heraus, dass sie sich selbst getötet hatte. Ihr Leichnam wurde daraufhin ausgegraben, ausgestellt, ihr Baby aus dem Körper entnommen und man verbrannte sie. Da das ungeborene Kind, als unschuldig am Vergehen seiner Mutter erachtet wurde, durfte es auf dem Teil des Friedhofs für ungetaufte Kinder beerdigt werden.

Ihr tragisches Schicksal war kein Einzelfall. Ihre Geschichte ist in den Chroniken der Stadt Château-Gontier verzeichnet. Erst der Code Napoléon (1804) markierte eine Wende, indem er Suizid aus dem Bereich der strafrechtlichen Verfolgung herausnahm und die rechtliche Verurteilung auf Personen beschränkte, die Suizidversuche überlebten und als strafwürdig erachtet wurden.

„Die Leiden des jungen Werther“

1774 erscheint der Roman „Die Leiden des jungen Werther“ von Johann Wolfgang von Goethe. Die enthaltene Selbsttötung wird als eine poetische und humane Antwort auf die dumpfen Lebenszwänge hochstilisiert und „gesellschaftsfähig“. Damit löste das Buch einen wahren Kult des Suizids aus, weshalb es bald verboten wurde.

„Le Suicide“ (1897)

Emile Durkheim, ein Pionier der Soziologie, untersuchte Suizid in seinem Werk „Le Suicide“ (1897).

Durkheim identifizierte verschiedene Typen von Suizid (egoistisch, altruistisch, anomisch) und untersuchte die sozialen Faktoren, die sie beeinflussen. Diese Analyse trug zur Entwicklung einer systematischeren und weniger moralischen Betrachtungsweise von Suizid bei.

Neue Gesichtspunkte

Im 19. Jahrhundert wurden Suizide zunehmend unter sozialwissenschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet.

Preußisches Generalstrafgesetzbuch

Im 19. Jahrhundert behandelte das deutsche Recht - preußisches Generalstrafgesetzbuch von 1851, Suizid und Suizidversuche nicht mehr als strafbare Handlungen, was die Rechtsprechung auf den Bereich der Hilfeleistung und der psychologischen Unterstützung verlagerte.

Entwicklung der Psychologie und der Psychiatrie

Im 20. Jahrhundert wandelte sich die Sichtweise auf Suizid weiter, besonders mit der Entwicklung der Psychologie und der Psychiatrie. Psychologen wie Sigmund Freud untersuchten die psychologischen Mechanismen hinter Suizidgedanken. Die Entpathologisierung und das Verständnis von Suizid als Symptom psychischer Erkrankungen führten zu einem eher medizinischen und weniger moralischen Ansatz.

NS-Zeit

Während der NS-Zeit wurde der Suizid in ideologischer Weise instrumentalisiert. Einerseits wurde er von der Propaganda als Akt der Schwäche verurteilt, andererseits gab es Fälle von erzwungenem Suizid. Hitler sah seinen Suizid als letzten Akt des Widerstands gegen die bevorstehende Niederlage.

Gleichzeitig führte das NS-Regime Suizide bei Verfolgten und Gegnern herbei, oft durch psychologischen Druck und Verzweiflung.

Stefan Zweig, 1881-1942

„Ich grüße alle meine Freunde! Mögen sie den Morgen erleben, nach dieser langen Nacht! Ich, zu ungeduldig, gehe ihnen voraus.“ 

Abschiedsbrief von Stefan Zweig, 1881-1942, jüdischer Schriftsteller, wählte den Suizid aus Verzweiflung über die Zustände in Europa unter der Herrschaft der Nazis.

Aufstieg der modernen Wissenschaft

Mit dem Aufstieg der modernen Wissenschaft wurde der Suizid mehr und mehr vom Odium des Verbrecherischen befreit. In der Medizin wie in der Psychologie begann sich die Einsicht durchzusetzen, dass es in der Regel Depressionen oder psychotische Störungen waren, die hinter vielen, wenn nicht den meisten Akten der Selbsttötung standen.

Kriminelles Delikt

Versuchter Suizid, das galt in Großbritannien noch bis zu Beginn der 1960er Jahre als kriminelles Delikt. 1941 wurde in England eine Frau zum Tod durch den Strang verurteilt, weil sie eine Überdosis Schlaftabletten eingenommen hatte. Dahinter steht der Gedanke, dass das Leben einem nicht selbst gehöre, sondern, je nach Anschauung, den Eltern, Gott oder dem Staat.

Selbstbestimmungsrecht

In Deutschland ist ein versuchter Suizid als Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts heute straffrei, in der Schweiz erklärte ein Bundesgericht Suizid 2006 sogar zu einem Menschenrecht.

Heute

Heute wird Suizid in den meisten modernen Rechtssystemen nicht mehr als strafbares Verbrechen betrachtet.

Komplexes Ergebnis

Es wird zudem als ein komplexes Ergebnis von psychischen, sozialen und biologischen Faktoren betrachtet.

Psychiatrie und Psychologie

Die moderne Psychiatrie und Psychologie betonen Prävention und Intervention, anstatt moralische Verurteilung. Suizidpräventionsprogramme konzentrieren sich auf das Erkennen von Risikofaktoren und die Unterstützung von Menschen in Krisensituationen.

Gesellschaft

Der gesellschaftliche Fokus liegt zunehmend auf dem Abbau von Stigmatisierung und der Förderung von psychischer Gesundheit und Unterstützungssystemen.

Präventionbeginnt früher

Suizidale Gründe, Handlungen und ihre Folgen sind ein ernsthaftes Gesundheits- und gesellschaftspolitisches Problem. Die Erfahrungen von Menschen in Krisen und mit Suizidabsichten, von Hinterbliebenen und anderen Betroffenen sind zwar sehr individuell, doch oft auch äußerst problemtisch.

Prävention beginnt nicht erst in Krisen, sondern viel früher – ein Aspekt, der oft unterschätzt oder übersehen wird. Dies zeigt sich z.B. bei den Wartezeiten auf einen Therapieplatz für Menschen in Krisen und Not. Die Wartezeiten variieren stark je nach Region, Fachrichtung und Schwere der Belastung oder Erkrankung. Im Durchschnitt muss man in Deutschland mit mehreren Monaten Wartezeit rechnen. Insbesondere Kinder und Jugendliche müssen oft länger(!) auf einen Therapieplatz warten als Erwachsene.

Es ist ein zu wenig diskutiertes Problem, dass die Verfügbarkeit von Hilfsangeboten nicht dem aktuellen Bedarf entspricht. Wir fordern hier die Bereitschaft zum Handeln, um bestehende Hürden im Gesundheitssystem zu thematisieren. Es bedarf neuer Dialoge und Ansätze, um alternative Möglichkeiten zur Versorgung und Unterstützung der betroffenen Menschen zu schaffen.

Hilfe gesucht?

so kannst du helfen

  • Das kannst du tun, wenn jemand Suizidgedanken mit dir teilt

    1. Zuhören und Ernstnehmen:

      • Höre aufmerksam und ohne Urteil zu. Zeige Verständnis und nehme die Aussagen ernst.
    2. Emotionale Unterstützung bieten:

      • Sei empathisch und zeige Mitgefühl. Versichere der Person, dass du für sie da bist und bleibst.
    3. Offenheit und Kommunikation fördern:

      • Ermutige die Person, über ihre Gefühle und Gedanken zu sprechen. Frage sanft nach, wie sie sich fühlt.
    4. Sicherheitsnetz aufbauen:

      • Überlegt gemeinsam, welche Schritte helfen könnten, die Situation zu verbessern.
    5. Hilfe anbieten:

      • Biete an, gemeinsam professionelle Hilfe zu suchen oder einen Arzt/therapeutischen Fachmann zu kontaktieren.
    6. Notfallkontakte bereitstellen:

      • Informiere dich und die Person über Notfallkontakte wie Krisen-Hotlines oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst.
    7. Gemeinsam nach Ressourcen suchen:

      • Helfe, geeignete Hilfsangebote und Unterstützungsdienste zu finden, wie z.B. Therapiezentren oder Selbsthilfegruppen.
    8. Die Situation ernst nehmen:

      • Wenn die Person in unmittelbarer Gefahr ist, zögere nicht, sofort Hilfe zu holen, z.B. den Notruf zu wählen oder die Polizei zu informieren.
    9. Eigene Grenzen erkennen:

      • Sei dir bewusst, dass du nicht alle Probleme lösen kannst. Es ist wichtig, wenn nötig professionelle Unterstützung selbst in Anspruch zu nehmen.
    10. Selbstfürsorge nicht vergessen:

      • Achte auf dein eigenes Wohlbefinden. Die Unterstützung eines Freundes in schwierigen Zeiten kann emotional belastend sein.

     

  • Das kannst du tun, wenn jemand einen geliebten Menschen durch Suizid verloren hat

    • Zuhören und Mitgefühl zeigen:

      • Höre aufmerksam und ohne Urteil zu. Erlaube der trauernden Person, ihre Gefühle auszudrücken, ohne sie zu drängen oder zu beurteilen.
    • Praktische Unterstützung anbieten:

      • Biete konkrete Hilfe im Alltag an, wie z.B. beim Einkaufen, Kochen oder Haushalt. Manchmal sind alltägliche Aufgaben überwältigend.
    • Verfügbarkeit signalisieren:

      • Mache deutlich, dass du für Gespräche, Unterstützung oder einfach zum Beisammensein zur Verfügung stehst. Das Gefühl von Isolation kann besonders stark sein.
    • Geduld zeigen:

      • Trauer ist ein langfristiger Prozess. Sei geduldig und verstehe, dass die Person ihre Zeit braucht.
    • Professionelle Hilfe empfehlen:

      • Falls angebracht, empfehle, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wie Therapie oder Trauerbegleitung. Biete an, bei der Suche nach entsprechenden Diensten zu helfen.
    • Erinnerungen teilen:

      • Teile Erinnerungen oder Anekdoten über die verstorbene Person. Dies wird meist als tröstlich von den Trauernden empfunden.
    • Gemeinsam Erinnerungen bewahren:

      • Überlege, ob es eine Möglichkeit gibt, gemeinsam eine Erinnerung an den Verstorbenen zu schaffen, wie z.B. eine Gedenkfeier oder eine besondere Handlung, die dem Andenken dient.
    • Auf emotionales Wohlbefinden achten:

      • Achte auf Anzeichen von tiefergehender Depression oder emotionaler Belastung bei der trauernden Person und ermutige sie, sich gegebenenfalls weitergehend Unterstützung zu suchen.
    • Rücksicht auf persönliche Grenzen nehmen:

      • Respektiere die Bedürfnisse und Grenzen der trauernden Person. Manchmal braucht jemand Raum, manchmal sucht er oder sie Nähe – diese Bedürfnisse sind ganz normal.
    • Langfristige Unterstützung bieten:

      • Bleibe langfristig in Kontakt und biete weiterhin Unterstützung an. Die Trauer kann lange dauern, und kontinuierliche Unterstützung kann sehr hilfreich sein.

Hilfe & unterstützung

  • bei suizidgedankenn & in Krisen

    weil das leben nicht besser ist ohne dich

    DEUTSCHLAND

    • Telefonseelsorge  
      • 116 123 Telefon, Mail, Chat
      • 0800 – 111 0 111 Evangelisch
      • 0800 – 111 222 Katholisch

    Kinder & Jugendliche 

    • Nummer gegen Kummer Telefon, Mail
      • Tel. 116 111
    • MANO – Suizidprävention, für Menschen ab 26 Jahren Onlineberatung

    Eltern 

    • Nummer gegen Kummer Elterntelefon Telefon, Mail
      • Tel. 111 0 550

    Liste von Hilfsangeboten : Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention


    ÖSTERREICH

    • Frauenhelpline Informationen, Hilfestellungen, Entlastung und Stärkung – auch in Akutsituationen
    • Männernotruf in Krisen- und Gewaltsituationen österreichweit

    SCHWEIZ

    Kinder und Jugendliche:

    • Pro Juventute
      • Telefon (rund um die Uhr) und SMS: 147
      • Mail und Chat: www.147.ch

    Erwachsene:

    • Dargebotene Hand/Sorgentelefon
      • Telefon (rund um die Uhr): 143
      • Mail und Chat: www.143.ch
  • für Suizidbetroffene

    An- & Zugehörige sowie indirekt Betroffene

    Trauer Taskforce

    Das Kompetenznetzwerk für den gesamten deutschsprachigen Raum


    DEUTSCHLAND

    BERLIN

    • BeSu – Beratung für suizidbetroffene An- und Zugehörige


    ÖSTERREICH


    SCHWEIZ

wir sindalleSuizidbetroffene

Es ist Zeit für

sag hallo

Katharina Esser

Katharina Esser

Bo Hauer

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Jörg Kosmak

Joerg Kosmak