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Aberkannte Trauer von Silke Gundlach

Aberkannte Trauer – was ist das und warum ist das so?

Wenn ein Kind lebensbedrohlich erkrankt, ein Mensch vermisst wird oder eine Person auf tragische Weise plötzlich verstirbt, ist das Umfeld tief betroffen und jeder spricht den An – und Zugehörigen das Mitgefühl aus. Alle haben Verständnis für die Trauer. Die schmerzliche Situation der Betroffenen passt in die gesellschaftliche Trauernorm. Die Verzweiflung und Traurigkeit werden anerkannt, sie dürfen weinen und klagen, sie dürfen wütend sein und sich zurückziehen. 

Aber wie sieht es aus, wenn das Haustier verstirbt, wenn jemand sein Zuhause verlassen muss oder den Arbeitsplatz verliert? Wenn eine liebe Kollegin das Unternehmen verlässt oder der Ex-Partner, zu dem man schon seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, verstirbt? 

Ciao Mythen und Märchen!

Hallo echtes Trauerwissen!

Wird diese Trauer sozial genauso anerkannt oder gibt es eine Abwertung dieser Umstände? Kommen da nicht Gedanken oder Aussagen wie:

“Aber es war doch nur die Katze“      

oder

„Deine neue Wohnung ist doch viel schöner.“

oder

„Der Job war doch eh nichts für Dich.“ ?

Aberkannte Trauer von Silke Gundlach
adrien olichon unsplash

Diese Betroffenen haben in der Gesellschaft weniger Recht zu trauern, die Trauer darf nicht so groß sein, sie wird als weniger bedeutend eingestuft. Aberkannte Trauer kommt ebenfalls zum Tragen, bei einem Todesfall durch Drogenabhängigkeit, stigmatisierten Erkrankungen (z.B. AIDS) oder wenn die Beziehung zum/zur Verstorbenen nicht anerkannt war (z.B. Affäre). 

Darf jemand Außenstehendes darüber entscheiden, wie sich der Verlust anfühlen darf? Kann man wissen, wie der Andere empfindet? Ist es übergriffig, einer betroffenen Person zu sagen, was gut für sie ist? 

Das Recht zu trauern wird durch die Trauernormen, sozusagen „stille“ Verhaltensregeln im Trauerprozess, in Zusammenhang gebracht. Sie sind in unserer Gesellschaft im Laufe der Zeit antrainiert. Unsere heutige Welt ist schnell und leistungsorientiert, jeder muss gut funktionieren und die Work-Life-Balance muss stimmen. Da hat Trauer, für etwas vermeintlich Unbedeutendes, wenig Platz. 

Gleiches gilt für die Dauer zu trauern. Betroffene sind stark verunsichert und haben teils Gewissensbisse, wenn sie länger als 2 Wochen nach einem Todesfall arbeitsunfähig sind. Jeder trauert in seinem Tempo und seiner Intensität, es ist die eigene Angelegenheit und bedarf keiner Lenkung von außen. Auch hier kommt die aberkannte Trauer zum Tragen. 

Die Konsequenzen für die Trauernden können teils dramatisch sein: Sie haben keinen Raum für ihre Gefühle und keine Möglichkeit, diese auszudrücken. Sie spüren deutlich die Aberkennung und fühlen sich falsch. Sie zweifeln an sich, werden ausgeschlossen und treffen auf Unverständnis. Mangelnde Unterstützung aus dem sozialen Umfeld kann zu Rückzug oder sogar Kontaktabbruch führen. Dies ist eine weitere, verletzende Belastung zusätzlich zu der vorhandenen Trauer. Der Trauerprozess kann erschwert und kompliziert werden. 

Jeder hat ein Recht auf individuelle Trauer. Es gibt kein richtig und kein falsch und keine Regel, wie intensiv und lange man für welchen Verlust trauern darf.

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