Trauer am Arbeitsplatz

Warum könnte Trauer am Arbeitsplatz zu einem der wichtigsten Themen am Arbeitsplatz werden?

Neben der hohen Anzahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland, sind jährlich ca. eine Million Sterbefälle zu beklagen. Dementsprechend hoch ist die Anzahl der trauernden Angehörigen und letztendlich auch der Mitarbeiter*innen.

Viele dieser Trauernden sind während dieser Zeit berufstätig und stehen somit vor der Herausforderung als pflegende*r Angehörige*r ihren Arbeitsalltag zu bewältigen. Darüber hinaus wird vom Gesetzgeber beim Tod eines Angehörigen in der Regel zwei Tage Sonderurlaub gewährt. Der Schock über den Verlust eines vertrauten Menschen oder auch eines*r Kollegen*in lässt sich nicht einfach überwinden und verarbeiten. Im Berufsalltag bleibt oft wenig Raum, um über private Angelegenheiten zu sprechen. Die Folge kann eine stumme Ignoranz im Umgang mit Trauer und den trauernden Angehörigen sein.

Es ist zu bedenken, dass laut Fröhlingsdorf (2021, S.38) und auch Sutor (2020, S.9) jeder einzelne mehr Zeit am Arbeitsplatz verbringt als mit den Freunden oder der Familie. Diese Tatsache ist auf den gesellschaftlichen Wandel zurückzuführen. Es ist folglich davon auszugehen, dass die Trauernden ihre Gefühle und Gedanken mit an den Arbeitsplatz bringen. Dadurch vermischt sich die Welt des Betroffenen mit der Welt des Unternehmens.

Während die Betroffenen bemüht sind, die erforderlichen Leistungen im Betrieb zu erbringen, müssen gleichzeitig Verlust und Trauer verarbeitet werden. Dabei stellt der Umgang mit der veränderten Situation einen Prozess dar, der Zeit und Begleitung bedarf. Neben den Betroffenen selbst ist auch die Belegschaft mit involviert. Häufig besteht eine große Verunsicherung im Umgang mit dem/der trauernden Kollegen*in.

Auf beiden Seiten können auch Ängste vorhanden sein. Niemand möchte etwas Falsches sagen oder tun. Nicht selten führen die beschriebenen Gefühle zu einer Fassungs- und Sprachlosigkeit, die einen offenen Umgang mit Trauer am Arbeitsplatz gänzlich fehlen lässt. Dadurch können Betriebe in eine Krise geraten, die es zu verhindern gilt (Kahl 2016, S.116). Die Betroffenen erleben an ihrem Arbeitsplatz die Forderung nach einem „uneingeschränkten Funktionieren“.

Hier können sowohl die Kollegen als auch die Vorgesetzten gleichermaßen fordernd auftreten (Steuer et. al., 2012; Sutor 2020, S.148). Dieses führt dazu, dass der/ die Arbeitnehmer*in, welche*r sich in einem Ablösungs- oder Trauerprozess befindet, nicht wahrgenommen und schon gar nicht wertgeschätzt fühlt. Diese Wahrnehmungen können für die Betriebe gravierende Auswirkungen haben. Diesbezüglich bedarf es einer neuen Trauerkultur in Unternehmen (Steuer et. al. 2012, S. 49-53; von Au 2018, S. 205).

Das ist eines der Ziele der Trauer Taskforce und dafür haben wir die Arbeitsgemeinschaft „Trauer im Unternehmen“ gegründet. Unsere große Vision ist es, mit den Unternehmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements und in Form von verschiedenen Angeboten an einer Abschiedskultur zu arbeiten und diese langfristig zu implementieren.

Darüber hinaus ist eine Vertrauensperson für Trauernde im Unternehmen sehr wünschenswert, damit die Kollegen Mitarbeiter*innen eine*n empathische*n sowie vertrauensvolle*n Ansprechpartner*in haben, der*die offen für die vielfältigen Anliegen ist, und auch zwischen Mitarbeiter*in und der*die Führungskraft vermitteln kann.

Literaturhinweis

Au, C. von (2018). Umgang mit Tod und Trauer im Führungsalltag: Hintergründe, Bedeutung und Next Practice Impulse, in Au (Hrsg.), Führen in der vernetzen virtuellen und realen Welt, Leadership und angewandte Psychologie. Wiesbaden: Springer Fachmedien GmbH

Fröhlingsdorf, S .M.(2021).Tod und Trauer am Arbeitsplatz. Kernprobleme und Mitbestimmung im betrieblichen Gesundheitsmanagement.1. Auflage. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.

Kahl, J.(2016). Macht und Markt. Vom Ausbau unserer Wirtschaftsordnung. Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1956. Berlin: Ducker & Humboldt.

Steuer, D., Stockstrom, C.& Trautwein, B. (2012). Trauerbegleitung für Arbeitnehmer. Eine Maßnahme der Gesundheitsprävention. In: Leidfaden 2012 Jg.1, Heft 3: Trauer am Arbeitsplatz. 48-53.

Sutor, P. (2020). Trauer am Arbeitsplatz. Sprachlosigkeit überwinden, Fürsorgepflicht wahrnehmen, Trauerkultur entwickeln. Ostfildern: Patmos Verlag.

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